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Der Lipödem-Effekt #1

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Ich werde nie den Tag vergessen, an dem ich das erste Mal meine erste Kompressionsstrumpfhose im Jahre 2011 angezogen habe. Das Reinpressen im Sanitätshaus schreckte mich schon ein wenig ab. Ich war völlig durcheinander. Einerseits hatte die Ungewissheit ein Ende, aber andererseits wusste ich nun, dass die Strapazen vermutlich niemals ein Ende haben würden. Ich zog meine Sneaker wieder an und ging durch die Eingangstür. Ab diesem Zeitpunkt würde nichts mehr so sein, wie es vorher war.

Ca. sechs Wochen vorher erhielt ich die Diagnose „Lipödem“.  Nachdem ich bei zahlreichen Ärzten war und mir geraten wurde eine Diät zu machen und Sport zu treiben (auf diese Idee kommt man ja nicht von alleine), war ich froh endlich eine Ärztin gefunden zu haben, die genau wusste, was zu tun war. Leider bezieht sich die Hilfe der Ärzte jedoch oft nur auf den körperlichen Aspekt. So drückte sie mir ein Rezept in die Hand und sagte, dass ich mir keine Sorgen machen sollte. Es könnte ja schlimmer sein und die Strümpfe würden mir helfen.

Nach Wochen voller Schmerzen und so stark geschwollener Beine, dass ich meine Schuhe kaum anziehen konnte, war ich erstmal erleichtert. Schließlich wusste ich endlich, dass ich nicht völlig verrückt und einfach nur zu faul war, mich beim Sport mehr anzustrengen. Von den Berührungsschmerzen mal ganz abgesehen.

Meine Beine wurden noch vor Ort bemessen, da die Leiterin eines Sanitätshauses an diesem Tag in der Praxis war. Seit diesem Moment ist sie eigentlich mein Fels in der Lipödem-Brandung. Obwohl ich weggezogen bin, bestelle ich immer wieder meine Strumpfhosen bei ihr. Sie hat mir gezeigt, wie wichtig es ist jemanden zu kennen, der sich mit der Thematik sehr gut auskennt. Dank ihrer Erfahrungen konnte sie mir bis heute sehr viele Tipps geben.

Die Tage vor der Diagnose war ich damit beschäftigt herauszufinden, warum die verschriebenen Entwässerungstabletten nicht wirkten. Es ist schon schockierend, wie schnell so ein Medikament verschrieben wird mit der Begründung, dass es nicht schaden würde. Dabei kann es gerade bei einer Lipödem-Erkrankung gefährlich werden. Es ist verständlich, dass die meisten von uns deshalb im ersten Moment froh sind, wenn ein Arzt klare Worte findet und die Erkrankung diagnostiziert.

Doch der Schein trügt, denn sobald die Erleichterung bei mir verflogen war, traf es mich wie ein Schlag, was das nun für den Rest meines Lebens bedeuten würde. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich ja noch nicht wissen, dass die Strumpfhose tatsächlich helfen würde, aber dass noch eine Odyssee an Untersuchungen und Arztbesuchen auf mich warten würde.

Das ist dann wohl der Lipödem-Effekt, denn nur wir Betroffenen kennen.

Fortsetzung folgt…