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Lipödem: Thema Selbstmanagement

Wer meinen Instagram-Account Compress_and_Impress verfolgt, der wird vielleicht meine Entwicklung im Bezug auf das Lipödem seit dem Sommer 2019 verfolgt haben. In diesem Beitrag möchte ich gerne zusammenfassen, wie das Selbstmanagement mir dabei geholfen hat, fitter zu werden und weniger Lipödem-Schmerzen zu haben. Ein positiver Nebeneffekt ist auch eine Umfangsreduzierung an meinem Bauch und meinen Beinen.

Meine Lipödem-Ausgangslage im Sommer 2019

Als erstes möchte ich erwähnen, dass das meine persönlichen Erfahrungen sind und dass dieser Blog-Beitrag natürlich eine subjektive Sichtweise auf die Dinge ist. Da ich aber aus individuellen Beiträgen anderer viel lernen konnte, sind meine Erfahrungen vielleicht auch für euch hilfreich. Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschlossen, hier über meine Entwicklung zu berichten. Solltet ihr das Thema Selbstmanagement in Angriff nehmen wollen, ist die enge Zusammenarbeit und Absprache mit euren behandelnden Ärzten natürlich ratsam.

Seit dem Sommer 2018 achte ich auf meinen Säure-Basen-Haushalt und ernähre mich dabei so gut es geht hauptsächlich von basischen Lebensmitteln. Durch Sport, basische Bäder und Entspannungsübungen unterstütze ich außerdem meinen „Basischen Lifestyle“. Dadurch habe ich bereits deutliche Besserungen in meinem körperlichen Befinden feststellen können.

Meine Hochzeitsvorbereitungen, die Feier und meine darauffolgende Make-up-Artist-Ausbildung waren wundervolle Ereignisse, die allerdings sehr viel Stress mit sich gebracht haben. Das hat dazu geführt, dass ich meinen Alltagsrhythmus nicht mehr richtig einhalten konnte und auch meine seelische Balance ins Schwanken geriet. Eins führte zum anderen und schnell waren wieder ein Paar Kilos mehr auf meinen Hüften (und besonders auch am Bauch). Die Folge: Stärkere Lipödemschmerzen. Frustration hat sich bei mir breit gemacht. Meinen Tiefpunkt habe ich dann bei der nächsten Messung im Sanitätshaus erreicht. Ein deutlicher Umfangszuwachs hat dazu geführt, dass ich jegliche Motivation verloren habe. Auch wenn das gar keinen Sinn macht, aber die vom Arzt verschriebene Lymphdrainage hat den Teufelskreis perfekt geschlossen. Ich war immer stolz darauf, dass ich durch Sport, Ernährung und das Tragen von Kompressionsstrümpfen auf Lymphdrainagen verzichten konnte. Es hat sich für mich immer, wie ein Erfolg angefühlt. Im Sommer 2019 ging es mir dementsprechend weder physisch, noch psychisch gut. Auch wenn es mir sehr schwer gefallen ist, aber ich musste mir eingestehen, dass egal, wie hart es ist, nur ich selbst mich aus diesem Tief wieder herausholen konnte. Natürlich mit ärztlicher und emotionaler Unterstützung.

Das wichtige Thema Selbstmanagement

Bei der großen Debatte über das Lipödem, die Ursachen und Heilungschancen, sowie -methoden gibt es aus meiner Sicht ein Problem: Wir einzelnen Lipödemkämpferinnen können immer aktuell nur mit dem arbeiten, was uns zur Verfügung steht. Es ist sehr wichtig, dass viel geforscht wird und den Betroffenen in Zukunft alle möglichen Behandlungsmethoden angeboten werden können, um den Ausgangszustand zu verbessern. Da von uns Betroffenen allerdings niemand weiß, wohin die Forschung gehen wird, müssen wir von Tag zu Tag aufs Neue für eine höhere Lebensqualität kämpfen und können es uns leider selten leisten, auf mögliche Heilmethoden zu warten. Natürlich ist es nicht möglich mit dem Selbstmanagement das Lipödem magisch verschwinden zu lassen (leider) und selbstverständlich hat jemand mit Stadium I ohne Übergewicht eine ander Ausgangslage als jemand in Stadium III mit Adipositas. Deshalb steht eines fest: Das Selbstmanagement ist eine individuelle Angelegenheit und kann nicht pauschalisiert werden.

Den größten inneren Kampf führe ich täglich gegen Passivität. Hilflosigkeit ist für mich unerträglich und deshalb hat sich die Lymphdrainage für mich persönlich auch wie eine Niederlage angefühlt. Ich hatte das Gefühl, dass ich an meiner Situation nichts ändern konnte und keinen Einfluss auf meinen Körper hatte. Da Passivität für mich ein schwieriges Thema ist, wusste ich, dass ab diesem Zeitpunkt Aktivität für mich wieder die oberste Priorität haben musste. Ich sehe das Glas einfach lieber halb voll, als halb leer. Optimismus liegt mir mehr im Blut. Ich musste mein damaliges Selbstmanagement überdenken und neu ausarbeiten. Das habe ich auch getan.

Meine Strategie und die Ergebnisse

Das Selbstmanagement ist für mich ein Puzzle, das aus verschiedenen Komponenten besteht. Die einzelnen Puzzleteile sind gut und wichtig, aber nur in der Kombination merke ich persönlich Unterschiede in meinem körperlichen und seelischen Wohlbefinden. Ich sehe die Lymphdrainage nun auch als ein positives Puzzleteil, das mir hilft, aber alleine nicht ausreicht. Zu einem vollständigen Puzzle gehören für mich meine regelmäßigen Arztbesuche, die „basische“ Ernährung (ich esse seit September 2019 kein Fleisch mehr und verzichte so gut es geht auf Weizen und Zucker), basische Bäder, Kompressionsstrümpfe (Flachstrick), Sport, Entspannungsübungen und bei Bedarf die Lymphdrainage.

Das ist mein persönliches Puzzle. Eine Liposuktion ist sicherlich ein Puzzleteil, dass unsichtbar ist und unter bestimmten Umständen zum Einsatz kommen kann. Wie diese Umstände aussehen ist ebenfalls eine individuelle Angelegenheit.

Wie ich mich ernähre, wie oft ich Sport mache, die Sportarten, die Entspannungsmöglichkeiten, das alles habe ich mir mühsam erarbeitet. Leider gibt es dafür keine pauschalen Angaben, die bei jeder Frau Erfolge zeigen. Nur ihr selbst könnt Schritt für Schritt, natürlich immer mit Rücksprache mit den behandelnden Ärzten, herausfinden, was für euch funktioniert. Das ist sicherlich alles andere, als leicht. Aber meiner Meinung nach lohnt es sich, das Gefühl zu haben, selbst etwas unternehmen zu können und ein Stück Kontrolle über den eigenen Körper zurückgewinnen zu können. Unabhängig davon, ob man Liposuktionen durchführen lässt oder nicht, ist eine gesunde Lebensweise grundsätzlich immer von Vorteil. Außerdem habe ich einige Frauen getroffen, die auch nach den Operationen Kompressionsstrümpfe tragen. Das Thema Selbstmanagement bleibt also bei vielen dauerhaft präsent und ist auch bei „gesunden“ Menschen wichtig.

Seit einigen Monaten halte ich mich nun an mein Puzzle und auch wenn es sich hier und da verändert und nicht starr bleibt, habe ich positive Veränderungen feststellen können. Ich fühle mich mental deutlich besser, bin fitter, ausgeglichener, habe wieder etwas abgenommen und vor allem habe ich weniger Schmerzen. Die Schmerzen standen dabei natürlich immer im Vordergrund. Die Umfangsreduzierung beim letzten Ausmessen für meine neuen Kompressionsstrümpfe war dabei ein schöner Nebeneffekt, wie man auf meinem Vorher-Nacher-Bild erkennen kann. Mein Lebensstil ist für mich kein Zwang. Ich habe ein Puzzle für mich gefunden, dass mir einen inneren Ausgleich bietet und mir mehr Lebensqualität schenkt. Auch wenn das Konzept mal ins Wanken kommt, weiß ich, dass es für mich einen roten Faden bildet, an den ich mich halten kann.

Ich kann euch leider keine konkreten Tipps geben, die euch sicher helfen werden. Das ist die traurige Nachricht. Die gute Nachricht ist jedoch, dass ihr euch ein eigenes Puzzle erarbeiten könnt, das euch im Alltag unterstützen kann. Der Weg in die Aktivität lohnt sich meiner Meinung nach. Da es momentan keine konkreten Anhaltspunkte gibt, an die wir uns halten können, ist sicherlich das Experiment des Selbstmanagements einen Versuch wert.

2 Kommentare

  1. Tanja says:

    Hallo Marlene,
    als erstes möchte ich dir danken, dass du dich immer mit tollen Outfits und Farbkombinationen präsentierst. Hier kann man sich einiges abgucken.

    Zu deinem obigen Blog habe ich auch eine Frage.
    2015/16 habe ich 19kg (mit WW) abgenommen bevor ich letztlich die Diagnose Lipödem Stad. II bekam. Obwohl ich nicht wusste, dass meine Beine krankhaft dick waren, hat sich trotz der Abnahme am Umfang der Beine nichts verändert.
    Siehst du einen direkten Zusammenhang mit der Volumenreduzierung deiner Beine und der basischen Ernährung oder glaubst du es lag an mehreren Faktoren?
    Selbst mit dem täglichen Tragen der Kompression und MLD haben meine Beine seit der Diagnose an Volumen zugenommen. Daher suche ich jetzt nach Alternativen.
    Danke für deine Offenheit!
    Tanja

    1. Marlene says:

      Hallo Tanja,

      ich würde sagen, dass es bei mir definitiv ein Zusammenspiel aus mehreren Faktoren ist, besonders die Ernährung in Verbindung mit Sport in Kompressionsstrümpfen. Gefühlt wirken die einzelnen Komponenten alleine bei mir persönlich nicht so gut und erzielen nicht die gleichen Erfolge, wie eine Kombination. Leider gibt es da auch keine konkrete Strategie an die man sich halten kann. Ich habe einfach hier und da einiges probiert, aber der basische „Lifestyle“ wirkt bei mir am effektivsten. Liebe Grüße

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